Tim Berners-Lee: KI ist Chance und Gefahr zugleich für das Wev´b

Sir Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, sieht in künstlicher Intelligenz das Potenzial, seine langjährige Vision eines maschinenlesbaren Internets zu verwirklichen. In einem Interview im Podcast „Decoder“ des Magazins The Verge äußert er jedoch auch Bedenken über die Vorgehensweise von KI-Unternehmen und die Folgen für das offene Web. Berners-Lee erklärt, dass generative KI heute die Fähigkeit besitzt, strukturierte Informationen aus Webseiten zu extrahieren. Dies entspreche der Grundidee seines Konzepts des „Semantischen Webs“, doch der Prozess sei extraktiv und nicht kooperativ.

Er befürchtet, dass KI-Agenten die wirtschaftliche Grundlage des Webs gefährden könnten. Wenn KI-Assistenten das Internet für Nutzer durchsuchen und zusammenfassen, entfällt der direkte Besuch von Webseiten. Laut Berners-Lee bedroht diese Entwicklung die Werbeeinnahmen, die viele Verlage und Kreative finanzieren. Das gesamte Geschäftsmodell des Webs könnte dadurch zusammenbrechen.

Als Lösung schlägt Berners-Lee persönliche KI-Assistenten vor, die ausschließlich im Interesse der Nutzer handeln. Mit seiner Firma Inrupt entwickelt er Technologien auf Basis des Open-Source-Standards Solid. Dieser Standard ermöglicht es Menschen, ihre persönlichen Daten in sicheren, selbst kontrollierten Datentresoren zu speichern. Eine KI, die auf diese privaten Daten zugreifen kann, könnte vertrauensvoll für den Nutzer agieren, anstatt den Zielen eines Großkonzerns zu dienen.

Diese Arbeit steht im Zusammenhang mit seiner allgemeinen Sorge über die zunehmende Zentralisierung des Internets. Er kritisiert die Dominanz weniger großer Technologiekonzerne und den Aufstieg geschlossener Plattformen. Dieser Trend widerspricht seiner ursprünglichen Vision eines demokratisierenden und dezentralen Webs. Berners-Lee ist der Ansicht, dass der Markt dieses Problem nicht allein lösen kann. Er hält staatliche Regulierung für notwendig, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen Diensten sicherzustellen.

Den neuen Wettbewerb bei KI-gestützten Browsern betrachtet Berners-Lee als eine Quelle für Innovation. Er merkt jedoch an, dass die meisten dieser neuen Browser auf der Chromium-Engine von Google basieren. Mehr Wettbewerb auf der Ebene der grundlegenden Browser-Technologie wäre seiner Meinung nach vorteilhaft für die zukünftige Entwicklung des Webs.

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