Google: KI-Nutzung steigt rapide, Studie zeigt starken Rückgang des Website-Traffics

Google bewirbt die schnelle Verbreitung seiner Funktionen für künstliche Intelligenz, während neue Forschungsergebnisse und Berichte von Publishern Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Technologie auf den Web-Traffic und die Informationsqualität aufwerfen. Diese widersprüchlichen Darstellungen verdeutlichen eine zentrale Spannung in der aktuellen Entwicklung der Websuche.

In einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des zweiten Quartals 2025 gab Sundar Pichai, CEO von Alphabet und Google, ein deutliches Wachstum für die KI-Tools des Unternehmens bekannt. Laut Pichai werden die AI Overviews – die Funktion, die KI-generierte Zusammenfassungen am Anfang der Suchergebnisse anzeigt – mittlerweile von 2 Milliarden Nutzern monatlich in 200 Ländern genutzt. Dies ist ein Anstieg von 1,5 Milliarden im Mai 2025. Auch andere KI-Produkte verzeichnen ein starkes Wachstum: Die Gemini-App erreicht 450 Millionen monatlich aktive Nutzer und der AI Mode in der Suche hat 100 Millionen monatliche Nutzer in den USA und Indien gewonnen. Google gibt an, dass AI Overviews für die Suchanfragen, bei denen sie angezeigt werden, über 10 % mehr Suchvorgänge generieren, was auf ein höheres Nutzerengagement hindeutet.

Studie zeigt: AI Overviews reduzieren Web-Traffic

Im Gegensatz zu Googles positiver Darstellung zeichnet eine Studie des Pew Research Center ein anderes Bild. Die Analyse, die auf Daten von 900 Nutzern vom März 2025 basiert, ergab, dass die Anzeige eines AI Overviews die Wahrscheinlichkeit erheblich verringert, dass ein Nutzer auf einen herkömmlichen Weblink klickt.

  • Suchen ohne einen AI Overview hatten eine Klickrate von 15 %.
  • Bei Suchen mit einem AI Overview sank diese Rate auf 8 %.
  • Besonders kritisch: Nur 1 % der Suchen führten dazu, dass ein Nutzer auf einen der Quelllinks klickte, die innerhalb des AI Overviews zitiert wurden.

Die Studie stellte außerdem fest, dass AI Overviews bei etwa jeder fünften Suche erscheinen, wobei sie bei als Frage formulierten Suchen deutlich häufiger vorkommen (60 %). Dies deutet darauf hin, dass für viele Nutzer die Suche mit der KI-generierten Zusammenfassung endet. Dadurch wird der Traffic zu den Websites unterbunden, die die zugrunde liegenden Informationen bereitstellen.

Die Auswirkungen auf Publisher und Informationsqualität

Web-Publisher argumentieren, dieser Trend führe zu einer „Traffic-Apokalypse“. Die Tech-Publikation 404 Media lieferte ein konkretes Beispiel: Nachdem sie eine eigene Geschichte über KI-generierte Musik veröffentlicht hatte, stellte sie fest, dass Googles AI Overview zwar über ihre Recherche berichtete, aber auf Aggregator-Seiten verlinkte, die den Artikel kopiert hatten, und nicht auf die Originalquelle. Diese Praxis entzieht den ursprünglichen Content-Erstellern den Traffic, der für ihre Geschäftsmodelle, ob werbe- oder abonnementbasiert, unerlässlich ist.

Über die wirtschaftlichen Folgen hinaus weisen Kritiker auf erhebliche Probleme mit der Zuverlässigkeit von KI-generierten Antworten hin. Generative KI neigt zu „Halluzinationen“, also dazu, falsche Informationen als Fakten darzustellen. Bekannte Beispiele sind AI Overviews, die Nutzern rieten, Klebstoff auf ihre Pizza zu geben (basierend auf einem Scherz in einem Reddit-Forum), oder fälschlicherweise behaupteten, der lebende Autor Dave Barry sei verstorben.

Das System hat sich auch als anfällig für gezielte Manipulation erwiesen. Der Künstler Eduardo Valdés-Hevia berichtete, es sei ihm gelungen, AI Overviews dazu zu bringen, seine fiktiven Horror-Konzepte, wie die „parasitäre Enzephalisierungstheorie“, als echte wissenschaftliche Theorien darzustellen. Innerhalb weniger Stunden, nachdem er und andere online darüber gepostet hatten, berichtete Googles KI über ein gefälschtes Phänomen namens „AI Engorgement“. Dies zeigt, wie leicht koordinierte Desinformationskampagnen die Funktion ausnutzen könnten.

Als Reaktion auf die Pew-Studie erklärte ein Sprecher von Google, die Untersuchung verwende „eine fehlerhafte Methodik und eine verzerrte Auswahl an Suchanfragen, die nicht repräsentativ für den Such-Traffic ist“. Das Unternehmen beharrt darauf, dass es „keine signifikanten Rückgänge im aggregierten Web-Traffic beobachtet“ habe und dass seine KI-Funktionen „neue Möglichkeiten für Menschen schaffen, mit Websites in Kontakt zu treten“.

Quellen: TechCrunch, Ars Technica, 404 Media

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