Viele setzen ChatGPT zum Schreiben ein und sind dann doch enttäuscht vom Ergebnis: Die Texte wirken zu austauschbar und leblos oder sind einfach nicht hilfreich. Die Ursache dafür ist gar nicht immer die KI selbst, sondern der Umgang mit ihr.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du ChatGPT, Claude und andere KI-Tools gezielter fürs Schreiben einsetzt. Du erfährst, worauf es bei Prompts ankommt, welche Vorgehensweise sich in meiner Praxis bewährt haben und wie du mit der KI Schritt für Schritt bessere Ergebnisse erzielst.
Mein Ziel: Du sollst Spaß statt Frust haben, mehr Kontrolle über den Output gewinnen und lernen, wie du die Stärken der KI sinnvoll für deine eigene Arbeit nutzen kannst.
- Was ChatGPT wirklich ist
- Gehe schrittweise vor
- Formuliere positiv statt negativ
- Nimm wichtige Details in den Prompt auf
- Arbeite mit Beispielen
- Benenne Ziel und Zielgruppe
- Verbessere das Ergebnis nach und nach
- Liefere ein Grundgerüst als Ausgangspunkt
- Übersicht: Typische Fehler und wie du es besser machst
- Jetzt bist du dran!
Was ChatGPT wirklich ist
ChatGPT ist kein (reines) Schreibtool. Es ist ein KI-Assistent in einer Chatoberfläche.
Wenn du willst, kann dieser Assistent für dich schreiben. Aber er kann auch Tausende andere Dinge. Deshalb musst du exakt erklären, was du von ihm willst. Wie sollte ChatGPT andernfalls wissen, worum es dir geht? Ohne spezifische Anweisungen bekommst du etwas, das dem Durchschnitt aus allen Trainingsdaten entspricht. Das ist also ganz wortwörtlich Mittelmaß.
Zugleich stimmt: ChatGPT, Claude, Gemini und andere liefern heute noch keine perfekten Ergebnisse. Da hilft auch der weltbeste Prompt nicht. Sie sind nun einmal nicht explizit dafür gemacht.
Das wird übrigens nicht immer so bleiben: OpenAI arbeitet nach eigenen Aussagen an einem KI-Modell speziell fürs kreative Schreiben. Und Anthropics Claude ist nach meiner Erfahrung bereits heute ein deutlich besserer Schreiber als ChatGPT: Es hat bessere Sprachfähigkeiten und folgt Anweisungen genauer.
Die gute Nachricht ist: Du brauchst nicht zu warten. Auch heute kannst du diese Tools bereits gewinnbringend für dich als Schreiber nutzen. Du musst dafür vor allem verstehen, wo ihre Grenzen liegen und wie du mit ihnen umgehst.
Hier einige Tipps aus meiner Praxis dazu, wie du vorgehen kannst:
Gehe schrittweise vor
Viele Nutzer:innen steigen mit einem zu allgemeinen Prompt ein wie etwa: „Schreibe einen Artikel über Social Media.“ Oder sie überfordern die KI im Gegenteil mit einem Wust an Informationen und Anweisungen.
Typischer Fehler:
Ein allgemeiner Prompt lässt der KI zu viel Spielraum. Sie weiß nicht, für wen sie schreibt, wie der Text klingen soll oder welches Ziel du verfolgst. Das Ergebnis ist entsprechend nichtssagend und generisch. Oder aber sie muss im anderen Extrem viel zu viele Vorgaben zugleich im Blick behalten, was am Ende nicht klappt.
Besser:
Fang bewusst allgemein an, aber erweitere den Prompt in kleinen Schritten. Erkläre zum Beispiel zuerst, dass es ein journalistischer Text werden soll. Dann ergänze Zielgruppe, Textlänge, Tonalität und Struktur. So steuerst du die KI schrittweise zu einem besseren Ergebnis. Auf einige dieser Punkte komme ich gleich noch genauer zu sprechen.
Beispiel:
Unpräziser Prompt:
„Schreibe einen Artikel über Social Media.“
Verbesserte Variante:
„Schreibe einen journalistischen Artikel über aktuelle Trends auf Social Media, Zielgruppe sind Marketingverantwortliche in mittelständischen Unternehmen. Verwende einen sachlichen, aber lebendigen Stil. Der Text soll ca. 500 Wörter lang sein und mit einem Beispiel aus der Praxis beginnen.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Schreibe einen [Texttyp, z. B. journalistischen Artikel]
zum Thema: [Thema]
für die Zielgruppe: [z. B. Marketer in KMU]
Stil: [z. B. klar, lebendig, sachlich]
Länge: [z. B. ca. 500 Wörter]
Besonderheiten: [z. B. mit Beispielen, strukturierter Aufbau]
Tipp:
Füge solche Angaben Schritt für Schritt hinzu, wenn du dir bei Stil oder Ziel noch nicht sicher bist. Dein Artikel muss nicht „in einem Rutsch“ entstehen! Beobachte, wie sich der Output verändert und nutze das Feedback der KI, um deinen Prompt weiter zu verfeinern. Merke dir, welche Informationen das Ergebnis positiv beeinflussen. Schon weißt du beim nächsten Mal besser, was du in deine Anweisungen aufnehmen solltest.
Formuliere positiv statt negativ
Viele versuchen, mit Verboten zu steuern, was die KI nicht tun soll: „Vermeide Passivsätze. Keine Substantivierungen. Kein langweiliger Stil.“
Typischer Fehler:
Negative Formulierungen sind oft zu ungenau oder missverständlich. Die KI versucht zwar, sie zu beachten, weiß aber nicht immer genau, was stattdessen gemeint ist. Das führt zu unsicheren, schwankenden Ergebnissen. Manchmal erreicht es gar das Gegenteil.
Besser:
Formuliere positiv und beschreibe, was du willst: „aktiv, lebendig, anschaulich“. Je konkreter du die Zielqualität benennst, desto besser funktioniert die Umsetzung.
Beispiel:
Negativer Prompt:
„Keine Substantivierungen und keine Passivsätze.“
Positiver Prompt:
„Schreibe in einem aktiven, klaren Stil. Nutze starke Verben und lebendige Sprache, die direkt anspricht.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Stil: aktiv, anschaulich, direkt
Ziel: Die Lesenden sollen sich angesprochen fühlen und möglichst klar verstehen, worum es geht
Bevorzuge einfache Sätze und erkläre Fachausdrücke
Nimm wichtige Details in den Prompt auf
Viele Nutzer:innen halten sich bei der Prompt-Länge unnötig zurück. Sie glauben, ChatGPT sei wie ein Mensch und schnell überfordert, wenn man zu viele Informationen gibt.
Typischer Fehler:
Prompts sind zu kurz und unstrukturiert. Wichtige Hinweise fehlen oder stehen im falschen Zusammenhang. Die KI ergänzt dann selbst, was du wahrscheinlich meinst, und produziert ein falsches oder uneinheitliches Ergebnis.
Besser:
Sei detailliert und gib der KI so viel Kontext wie nötig. Längere Prompts sind kein Problem, solange sie gut strukturiert sind. Gliedere deinen Prompt in klare Abschnitte, z. B. Hintergrund, Ziel, Format, Stil …
Beispiel:
Unstrukturierter Prompt:
„Schreibe einen Artikel über Nachhaltigkeit. Zielgruppe sind Unternehmer. Nicht zu technisch. Soll interessant sein.“
Strukturierter Prompt:
„Du bist ein erfahrener Fachautor. Bitte schreibe einen Fachartikel zum Thema Nachhaltigkeit im Mittelstand. Zielgruppe sind Unternehmer:innen ohne technisches Vorwissen. Ziel des Artikels ist es, konkrete Handlungsideen zu vermitteln. Der Stil soll klar, motivierend und praxisnah sein. Länge ca. 600 Wörter.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Rolle der KI: [z. B. Fachautor, Werbetexter, Redakteur]
Thema: [z. B. Nachhaltigkeit im Mittelstand]
Zielgruppe: [z. B. Unternehmer:innen ohne Fachhintergrund]
Ziel: [z. B. informieren, motivieren, inspirieren]
Stil: [z. B. klar, praxisnah, lebendig]
Länge: [z. B. ca. 600 Wörter]
Weitere Hinweise: [z. B. mit Beispielen, Gliederung erwünscht]
Tipp:
Du kannst solche Prompts sogar in Absätzen formulieren und die KI auffordern, sie systematisch abzuarbeiten. Das erleichtert die Orientierung und führt zu besseren Ergebnissen.
Arbeite mit Beispielen
Beispiele sind ein besonders wirkungsvoller Weg, die KI zu steuern. Damit kannst du Stil, Aufbau oder Argumentationsweise viel klarer vermitteln als mit einer abstrakten Beschreibung.
Typischer Fehler:
Nutzer:innen erwarten, dass die KI einen bestimmten Stil „von selbst“ erkennt, ohne ein Vorbild zu zeigen. Das führt zu Enttäuschung, wenn der Text zu trocken, zu werblich oder schlicht nicht passend ist.
Besser:
Zeige ein oder mehrere Textbeispiele, die dem gewünschten Ergebnis nahekommen. Du kannst diese in den Prompt kopieren oder auf einen Textauszug verweisen. Die KI kann den Stil analysieren und nachahmen. Das klappt oft erstaunlich gut!
Beispiel:
Prompt mit Beispiel:
„Hier ist ein Beispieltext, dessen Stil ich sehr passend finde: [Textauszug einfügen]. Bitte schreibe einen neuen Text zu [Themenbeschreibung] in vergleichbarem Tonfall und Aufbau.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Bitte analysiere den folgenden Textausschnitt auf Stil, Sprache und Aufbau.
Schreibe einen neuen Text zum Thema [neues Thema], der sich an diesen Eigenschaften orientiert.
Beispieltext: [Textausschnitt oder Stilvorlage hier einfügen]
Tipp:
Du kannst der KI auch mehrere Beispiele geben und sie bitten, die gemeinsame Linie daraus abzuleiten. Oder du bittest um eine Analyse vorab: „Was zeichnet diesen Stil aus?“ Das schafft noch mehr Klarheit für die folgenden Schritte und du kannst es dir gleich fürs nächste Mal merken.
Benenne Ziel und Zielgruppe
Die Qualität eines KI-generierten Textes hängt entscheidend davon ab, ob das Modell versteht, wofür der Text gedacht ist und wen er erreichen soll. Wer das weglässt, bekommt einen generischen Mittelweg.
Typischer Fehler:
Ein Prompt wie „Schreibe einen Beitrag über Content-Marketing“ enthält keinen Hinweis auf die Zielsetzung oder die Leserschaft. Das Resultat bleibt vage und oberflächlich.
Besser:
Sag der KI, was du mit dem Text erreichen willst: informieren, überzeugen, inspirieren? Gib an, auf welcher Plattform der Text erscheinen soll, und beschreibe deine Zielgruppe möglichst konkret.
Beispiel:
„Schreibe einen Blogbeitrag über Content-Marketing. Ziel: Grundlagen vermitteln für Anfänger:innen. Zielgruppe: Selbstständige im kreativen Bereich, wenig Vorwissen, Interesse an praktischen Tipps. Der Beitrag erscheint auf einer Fachwebsite.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Thema: [z. B. Content-Marketing für Anfänger:innen]
Ziel: [z. B. informieren, Orientierung geben, erste Schritte zeigen]
Zielgruppe: [z. B. Solo-Selbstständige im kreativen Bereich, wenig Vorwissen]
Plattform: [z. B. Blog, Newsletter, Social Post]
Bitte schreibe einen Text, der diese Zielgruppe erreicht und den genannten Zweck erfüllt.
Tipp:
Je besser du deine Leserschaft kennst, desto gezielter kannst du der KI sagen, wie sie schreiben soll. Du kannst dabei auch mehrere Zielvarianten ausprobieren, um zu sehen, welche am besten funktioniert.
Verbessere das Ergebnis nach und nach
Viele erwarten beim ersten Versuch ein perfektes Ergebnis. Doch gerade beim Schreiben mit KI ist es sinnvoll, sich schrittweise an das Ziel heranzutasten.
Typischer Fehler:
Du gibst einen Prompt ein, bekommst einen mittelmäßigen Text und gibst frustriert auf. Dabei ist das erste Ergebnis oft nur der Ausgangspunkt.
Besser:
Nutze den ersten Entwurf als Diskussionsgrundlage. Bitte die KI um Verbesserungsvorschläge oder gib selbst Rückmeldung: „Ergänze ein konkretes Beispiel für den Einstieg“, „Kürze den Mittelteil“, „Welche Zwischenüberschrift fehlt noch?“ Die KI kann aus diesem Dialog lernen und du mit ihr.
Beispiel:
Ausgangsprompt:
„Schreibe einen Blogartikel über nachhaltige Verpackungen.“
KI-Antwort ist zu allgemein.
Anschließende Rückmeldung:
„Bitte ergänze ein konkretes Beispiel aus einem Unternehmen. Der Stil soll faktenorientiert und informativ sein.“
Ergebnis verbessert sich mit jeder Iteration.
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Ausgangsprompt: [Erste einfache Aufgabenstellung]
Feedback: [Was gefällt dir, was nicht?]
Neue Anweisung: [Wie soll die KI daraufhin verbessern?]
Wiederhole den Vorgang, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist
Tipp:
Wenn du am Ende zufrieden bist, frag die KI: „Wie müsste der ursprüngliche Prompt formuliert sein, damit du gleich zu diesem Ergebnis kommst?“ Damit optimierst du deinen Prompt für die nächste Aufgabe. Das funktioniert leider nicht perfekt, kann aber sehr hilfreich sein.
Liefere ein Grundgerüst als Ausgangspunkt
Manche erwarten, dass die KI den gesamten Schreibprozess übernimmt. Doch am besten funktioniert sie als Verstärker deiner eigenen Ideen.
Typischer Fehler:
Du beginnst mit einem völlig offenen Prompt: ohne Richtung, Gliederung oder inhaltliche Grundlage. Die KI füllt die Lücken mit Durchschnittswissen, das selten zu deinen eigentlichen Zielen passt, deinem Stil entspricht oder deiner Stimme ähnelt.
Besser:
Liefere der KI ein erstes inhaltliches Grundgerüst. Das kann ein kurzer Ideentext sein, eine Gliederung oder ein Sprachmemo. Je klarer du dein Vorhaben skizzierst, desto gezielter kann die KI dir helfen, es weiterzuentwickeln.
Beispiel:
Eigenes Gerüst:
„Ich möchte einen Beitrag schreiben, der erklärt, wie man Prompts für ChatGPT besser formuliert. Zielgruppe sind Texter:innen und Marketer. Ich habe folgende Stichpunkte gesammelt: Prompt-Präzision, Beispielnutzung, iterative Verbesserung.“
Prompt an die KI:
„Bitte hilf mir, daraus einen strukturierten Artikel zu machen. Beginne mit einer passenden Einleitung. Danach soll jeder Punkt einen eigenen Abschnitt bekommen.“
Prompt-Template zum Ausprobieren:
Ich habe folgende Idee bzw. Struktur für einen Artikel: [Stichpunkte, Gedanken, Gliederung]
Zielgruppe: [z. B. Marketingverantwortliche]
Ziel des Textes: [z. B. praktische Hilfestellung geben]
Bitte hilf mir, daraus einen gut gegliederten Beitrag zu machen und ergänze bei Bedarf Übergänge, Einleitung und Schluss.
Tipp:
Auch ein unvollständiger Entwurf ist hilfreich. Du kannst ihn der KI geben und um Kritik, Ergänzung oder Umstrukturierung bitten. So bleibst du inhaltlich federführend, nutzt aber die KI als produktive Sparringspartnerin. Dazu habe ich übrigens in einem kommenden Beitrag noch mehr zu sagen.
P.S.: So ist übrigens dieser Beitrag entstanden. Ich hatte einen kurzen ersten Entwurf geschrieben. Er umfasste rund 500 Wörter. Gemeinsam mit ChatGPT habe ich Ideen entwickelt, um ihn auszubauen und zu verbessern. Mir hat das viel Spaß gemacht und ich habe das Gefühl, dass das Endergebnis zu mir passt.
Übersicht: Typische Fehler und wie du es besser machst
Typischer Fehler | So geht es besser |
---|---|
Nichtssagender oder chaotischer Prompt | Starte simpel und baue schrittweise aus, lerne fürs nächste Mal |
Verbot statt Empfehlung (z. B. „kein Passiv“) | Positiv formulieren („schreibe aktiv und lebendig“) |
Unstrukturierter Prompt | Klare Struktur mit Abschnitten |
Fehlende Beispiele oder Stilvorlagen | Beispieltexte zeigen oder analysieren lassen |
Frust nach erstem mittelmäßigen Output | Mit der KI im Dialog verbessern (iterativ arbeiten) |
Vage Themenangabe („ein Artikel über XYZ“) | Texttyp, Stil, Umfang und Zweck klar angeben |
KI als Alleinautor verwenden | Erst Entwurf oder Gliederung liefern, dann gemeinsam ausbauen |
Jetzt bist du dran!
Wenn du bisher mit den Ergebnissen von ChatGPT & Co. unzufrieden warst, probier es jetzt noch einmal, aber eben mit einem besseren Prompt. Nimm dir einen der Tipps aus diesem Beitrag und setz ihn direkt um: Formuliere deinen nächsten Prompt strukturierter, liefere ein Beispiel mit oder gib der KI ein klares Ziel. Nicht zuletzt: Sieh die KI als Assistenten und Partner. Sie kann dir ebenfalls helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen.
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