Kritik: Heutige KI-Funktionen stehen dem vollen Potenzial im Weg

Pete Koomen, Tech-Experte und Partner bei Y Combinator, hat eine scharfe Kritik an Googles KI-Assistent für Gmail veröffentlicht. In seinem Blogbeitrag „AI Horseless Carriages“ argumentiert er, dass viele KI-Anwendungen deshalb scheitern, weil Entwickler den Nutzern nicht erlauben, die Systemprompts anzupassen, die das Verhalten der KI-Modelle steuern.

Koomen vergleicht aktuelle KI-Implementierungen mit frühen Automobilen, die lediglich Pferde durch Motoren ersetzten, ohne das Fahrzeugdesign grundlegend zu überdenken. Die E-Mail-Entwurfsfunktion von Gmail sei ein Paradebeispiel für dieses Problem.

„Wenn Nutzer Gemini bitten, eine E-Mail zu entwerfen, erzeugt es formellen, generischen Text, der nicht dem persönlichen Schreibstil des Nutzers entspricht“, erklärt Koomen. „Millionen von Gmail-Nutzern haben diese Erfahrung gemacht und viele haben wahrscheinlich den Schluss gezogen, dass KI noch nicht intelligent genug ist, um gute E-Mails zu schreiben. Das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.“

In seinem Beitrag demonstriert Koomen, dass KI-Modelle sowohl Systemprompts (die das allgemeine Verhalten definieren) als auch Nutzerprompts (die bestimmte Aufgaben spezifizieren) verwenden. Er argumentiert, dass der Systemprompt von den Nutzern anpassbar sein sollte, besonders wenn die KI in ihrem Namen handelt.

Koomen zeigt, wie die KI durch einen personalisierten „Pete System Prompt“ E-Mails verfassen kann, die seinem knappen, ungezwungenen Stil entsprechen, anstatt Googles formelle, geschäftsmäßige Standardvorgabe zu verwenden.

Der Artikel deutet auch an, dass KI nützlicher für die Analyse und Transformation von Text ist als für die Generierung von Grund auf. Koomen präsentiert eine Demo eines E-Mail-Lese-Assistenten, der eingehende Nachrichten kategorisiert, unwichtige archiviert und Antworten entwirft – was Nutzern im Vergleich zu Gmails aktueller Implementierung erheblich Zeit sparen könnte.

„So wird die ‚Killer-App‘ der KI für viele von uns aussehen: einem Computer beibringen, wie man Dinge erledigt, die wir nicht gerne tun, damit wir unsere Zeit mit Dingen verbringen können, die wir schätzen“, erklärt Koomen.

Der Beitrag schließt mit der Feststellung, dass wirklich „KI-native“ Software die Effizienz eines Nutzers in bestimmten Bereichen maximieren sollte, anstatt einfach KI-Funktionen zu bestehenden Schnittstellen hinzuzufügen. Koomen stellt sich eine Zukunft vor, in der KI-Agenten alltägliche Aufgaben übernehmen und Menschen sich auf Arbeit konzentrieren können, die sie als bedeutungsvoll und wichtig empfinden.

Branchenbeobachter merken an, dass Koomens Kritik eine wachsende Spannung zwischen entwicklergesteuerten KI-Implementierungen und nutzeranpassbaren Systemen hervorhebt, mit Auswirkungen darauf, wie zukünftige KI-Anwendungen in verschiedenen Sektoren gestaltet werden könnten.

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