KI-Agenten haben sich zu einem der heißesten Themen im Bereich künstlichen Intelligenz entwickelt. Sie versprechen, die Arbeitsweise von Kreativen und Marketing-Profis zu verändern. Du hast sicher schon Schlagzeilen über Tools wie ChatGPT Deep Research, OpenAIs Operator, Googles Agentspace oder Anthropics Claude mit seiner „Computer Use“-Funktion gesehen. Diese und andere Angebote sollen komplexe Aufgaben eigenständig ausführen – von tiefgehender Marktforschung über Wettbewerbsanalysen bis hin zur Automatisierung täglicher Arbeitsabläufe.
In diesem Artikel erkläre ich dir, was KI-Agenten sind. Ich untersuche den Hype im Vergleich zur Realität, zeige konkrete Anwendungsfälle für Marketing und Kreative und gebe dir nicht zuletzt meine persönliche Einschätzung zu diesem sich schnell entwickelnden Bereich.
Was sind KI-Agenten?
Gute Frage! Selbst die Tech-Branche tut sich schwer damit, darauf eine Antwort zu finden.
Hier ist meine Definition: KI-Agenten sind KI-Systeme, die eigenständig Aufgaben ausführen und Entscheidungen treffen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Traditionelle KI-Tools sind typischerweise auf klare Anweisungen (Prompts) und menschliche Überwachung angewiesen. Agenten sollen hingegen mit einer gewissen Autonomie arbeiten: Sie passen sich an neue Informationen an, steuern ihre Aktionen selbst und bewältigen komplexere Aufgaben ohne ständige Anleitung.
Beispiele wie OpenAIs Operator, der selbstständig Websites navigiert und Aufgaben wie Reservierungen oder Einkäufe durchführt, zeigen diese Besonderheit. Auch ChatGPT Deep Research bietet Marketern autonome, mehrstufige Analysen und tiefgehende Recherchen. Das reduziert die Zeit für manuelle Datensammlung. Und Adobe hat gerade Agenten für Marketing-Automatisierung vorgestellt.
Wichtig ist dabei, echte KI-Agenten von einfacheren Automatisierungstools zu unterscheiden. Echte KI-Agenten können etwa mit Unwägbarkeiten umgehen und bei unvorhergesehenen Herausforderungen oder unvollständigen Informationen adaptiv Entscheidungen treffen. Traditionelle Automatisierung folgt dagegen vordefinierten Anweisungen ohne Abweichung.
Das Hauptproblem bei Recherchen und Diskussionen zu KI-Agenten ist der sehr lockere Umgang der Anbieter mit diesem Begriff. Oft wird das tolle neue Hypewort einfach alten Produkten übergestülpt. Das solltest du im Hinterkopf behalten.
Warum sind KI-Agenten plötzlich so gehyped?
Der aktuelle Boom bei KI-Agenten ist ausgelöst durch interessante neue Tools und viel Risikokapital. Führende Unternehmen wie OpenAI, Google, Anthropic und etliche Startups haben die Fähigkeiten und Nützlichkeit dieser Angebote deutlich verbessert. Das befeuert die Begeisterung über ihre möglichen Amwendungsfälle.
Ein Treiber dieses Hypes sind zudem Frameworks und Tools, die die Entwicklung und den Einsatz autonomer KI erleichtern. Ein Beispiel ist OpenAIs Responses API und Open-Source Agents SDK. Googles Launch von Gemini 2.0 mit seinen multimodalen Fähigkeiten und autonomen Agent-Features ist ein weiteres. Auch Googles Agentspace-Plattform will die Unternehmensnutzung von KI-Agenten vereinfachen. Anthropics Claude und sein „Computer Use“-Modus haben das Interesse ebenfalls gesteigert, indem sie KI-Modellen die direkte Kontrolle von Desktop-Anwendungen ermöglichen – wenn hier auch Vorsicht bei Zuverlässigkeit und Sicherheit angesagt ist.
Du findest viele weitere Tools und News unter dem Tag „Agenten“ auf dieser Website.
Agenten gelten oft als das „nächste große Ding“ in der KI. Sobald sie wie erhofft funktionieren, könnten sie faszinierende neue Möglichkeiten eröffnen. Sie würden potenziell über ein reines Werkzeug hinausgehen und könnten eine neue, künstliche Art von Mitarbeiter werden. Einige Anbieter preisen sie bereits als die Mitarbeiter der Zukunft an. Das ist aber zum heutigen Stand der Dinge klar übertrieben.
Wie KI-Agenten Marketing und kreative Workflows beeinflussen können
Nehmen wir mal an, diese neue KI-Klasse wird ihrem Hype gerecht. Was würde das für Menschen im Marketing bedeuten?
Kurz gesagt: KI-Agenten könnten die Workflows von Marketern und Kreativen neu gestalten. Sie automatisieren dann repetitive Aufgaben, verbessern Recherchemöglichkeiten und ermöglichen effektivere strategische Entscheidungen.
Tools wie ChatGPT Deep Research erlauben Marketing-Profis zum Beispiel heute schon, schnell umfangreiche Daten zu sammeln, Wettbewerbsanalysen durchzuführen und detaillierte Markteinblicke zu gewinnen. Diese KI-gesteuerten Recherche-Assistenten können komplexe Informationen eigenständig in strukturierte, umsetzbare Berichte umwandeln. Das beschleunigt Prozesse erheblich, die früher Stunden oder sogar Tage dauerten. Ähnliche Services bieten Google, Perplexity sowie die Open Source KI-Plattform Hugging Face.
In Vertrieb und Outreach nutzen Plattformen wie Origami Agents KI zur Lead-Generierung. Sie analysieren digitale Fußabdrücke wie Social Media Präsenz und Stellenausschreibungen. Das hilft Marketing- und Vertriebsteams, hochwertige Leads effizienter zu identifizieren und verbessert hoffentlich die Konversionsraten.
Content-Ersteller und -Strategen können ebenfalls von KI-Agenten profitieren, die Trends und Nutzerverhalten in Echtzeit analysieren. Diese Erkenntnisse ermöglichen es Marketern, personalisierte und relevantere Kampagnen zu erstellen. Das führt potenziell zu mehr Engagement und besserem ROI.
Tools wie OpenAIs Operator können schließlich dabei helfen, tägliche digitale Aufgaben zu automatisieren. Dazu gehören das Planen von Social Media Posts, das Management von E-Mail-Kampagnen oder das Aktualisieren von CRM-Datenbanken. Das ermöglicht es Kreativen und Marketern, sich mehr auf Aufgaben wie Strategie und Innovation zu konzentrieren.
Die Hoffnungen und Visionen für die Zukunft sind natürlich noch spannender: Stell dir eine autonome KI vor, die immer deine Konkurrenz im Auge behält. Oder eine KI, die kontinuierlich nach neuen Themen für dich sucht und gleich Keyword-Research und Gliederungen mitliefert.
Die skeptische Sicht: Sind KI-Agenten wirklich so schlau?
KI-Agenten bringen zwar aufregendes Potenzial mit, haben aber heute definitiv auch Mängel und Grenzen. Die Leistung der derzeit verfügbaren Angebote kann deutlich hinter dem Hype zurückbleiben. Trotz beeindruckender Demonstrationen haben einige KI-Agenten, wie zum Beispiel Manus, in praktischen Tests Probleme mit Genauigkeit, Zuverlässigkeit und sogar der grundlegenden Aufgabenausführung gezeigt. Services wie Perplexity wurden dabei erwischt, beeindruckend aussehende, aber erfundene Rechercheergebnisse zu liefern.
Sicherheitsexperten warnen zudem vor Risiken. Autonome KI-Agenten benötigen Zugriff auf sensible Daten, um effektiv zu funktionieren. Das schafft Anfälligkeiten für Cyberangriffe, Datenlecks oder Datenschutzverletzungen. Branchenführer wie Signal’s Meredith Whittaker haben Bedenken wegen der umfangreichen Berechtigungen geäußert, die diese Agenten benötigen. Das könnte die Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer gefährden.
Meine Sicht auf den KI-Agenten-Hype
Ich bin definitiv ein Fan von Tools wie ChatGPT Deep Research. Deshalb habe ich bereits einen ausführlichen Artikel über dessen Einsatz im Marketing geschrieben. Ich sehe viele weitere Anwendungsfälle für ähnliche Tools, die monotone und zeitaufwändige Aufgaben übernehmen. Aber ich erkenne auch an, dass die Erwartungen und der Hype oft weit vor der Realität liegen. Das passiert besonders schnell, wenn viel Risikokapital im Spiel ist. Das scheint bei Agenten gerade der Fall zu sein.
Anders ausgedrückt: Agenten können sehr nützlich sein. Aber einige der Versprechen ihrer Anbieter sind heute übertrieben.
Niemand muss wegen KI-Agenten sofort seine kreative Arbeit ändern. Gleichzeitig ist es eine gute Idee, diese Entwicklungen im Auge zu behalten. Denn wenn diese Tools eines Tages wie beworben funktionieren, haben sie das Potenzial für große Umwälzungen.
OpenAI denkt jedenfalls so. Sie spekulieren bereits öffentlich über Research-Agenten, die atemberaubende 20.000 Dollar pro Monat kosten sollen…