Microsoft arbeitet aktiv daran, seine Abhängigkeit von OpenAI zu verringern, wie aus aktuellen Berichten von The Information und anderen Nachrichtenquellen hervorgeht. Obwohl Microsoft seit 2019 über 13 Milliarden Dollar in OpenAI investiert hat, verfolgt das Unternehmen offenbar mehrere Strategien, um eigene KI-Fähigkeiten zu entwickeln und Modelle anderer Anbieter zu testen. Das ist ein Zeichen für eine mögliche Verschiebung in einer Partnerschaft, die einst als unzertrennlich galt.
Der Technologieriese entwickelt Berichten zufolge ein eigenes Reasoning-Modell namens MAI, das es anderen Entwicklern zum Kauf anbieten will – in direkter Konkurrenz zu OpenAIs Angeboten. Microsoft testet auch alternative KI-Modelle von Wettbewerbern wie Elon Musks xAI, Meta und dem chinesischen Unternehmen DeepSeek als potenzielle Ersatzlösungen für ChatGPT in seinen Copilot-Produkten.
Diese strategische Neuausrichtung erfolgt vor dem Hintergrund mehrerer Entwicklungen, die das Verhältnis zwischen den beiden Unternehmen belastet haben:
- Microsofts Copilot wurde im Unternehmensumfeld aufgrund hoher Kosten und begrenzter Ergebnisse verhalten aufgenommen
- Im Januar erlaubte Microsoft OpenAI, sich von der exklusiven Nutzung von Azure für seine Hosting-Bedürfnisse zu lösen
- OpenAI kündigte kürzlich einen 500-Milliarden-Dollar-Plan zum Bau neuer Rechenzentren mit Oracle und SoftBank an
- Es sind Spannungen entstanden, weil OpenAI zögert, technische Dokumentationen über sein neuestes o1-Reasoning-Modell zu teilen
Die sich wandelnde Beziehung
Microsoft-CEO Satya Nadella hatte zuvor in Frage gestellt, warum das Unternehmen eigene Basis-Modelle entwickeln sollte, wenn es OpenAIs Technologie nutzen könnte. Diese Position scheint sich jedoch gewandelt zu haben, da OpenAI zunehmende Unabhängigkeit demonstriert.
Mustafa Suleyman, der im März 2024 nach der Mitgründung von Inflection AI zu Microsoft kam, um dessen KI-Abteilung zu leiten, hat sich besonders aktiv für Alternativen eingesetzt. Während einer Videokonferenz mit führenden Vertretern beider Unternehmen im vergangenen Herbst äußerte Suleyman Berichten zufolge seinen Unmut über OpenAIs Unwillen, Dokumentationen darüber bereitzustellen, wie das o1-Modell entwickelt wurde.
Trotz dieser Spannungen bleiben die Unternehmen vertraglich verbunden. Microsoft hält die exklusiven Rechte an OpenAIs Modellen für seine eigenen Produkte bis 2030, was eine vollständige Trennung in naher Zukunft erschwert.
Strategische Absicherung
Microsofts Ansatz scheint eine strategische Absicherung zu sein: Das Unternehmen setzt auf mehrere Optionen, um seine Position im KI-Sektor zu sichern, unabhängig davon, welche Unternehmensmodelle sich letztendlich durchsetzen. Dazu gehören:
- Entwicklung eigener KI-Modelle zur Kontrolle von Kosten und Technologie
- Testen von Drittanbieter-Modellen verschiedener Anbieter
- Aufrechterhaltung der bestehenden Beziehung zu OpenAI bei gleichzeitiger Entwicklung von Alternativen
- Fokussierung auf die Anwendungsebene, wo Microsoft eine dominante Stellung im Unternehmensbereich hat
Das Ergebnis dieser sich wandelnden Partnerschaft könnte die KI-Branchenlandschaft erheblich beeinflussen, da zwei ihrer einflussreichsten Akteure ihre Positionen überdenken und potenziell zu direkten Konkurrenten werden.
Quellen: Gizmodo, Tech Startup