Microsoft Copilot im Überblick: Modelle, Funktionen, Preise erklärt

Microsoft Copilot ist ein KI-Assistent, der in die Microsoft 365 Suite integriert ist. Er arbeitet in vertrauten Anwendungen wie Word, Excel, PowerPoint und Teams. Für Marketer bietet er eine Möglichkeit, administrative Aufgaben zu automatisieren und interne Daten zu analysieren.

Copilot unterscheidet sich grundlegend von eigenständigen Chatbots wie ChatGPT: Seine Hauptfunktion ist die Verbindung mit internen Dateien, E-Mails und Meetings deiner Organisation. Microsoft nennt das den „Microsoft Graph“. Durch diese Verbindung kann Copilot Fragen basierend auf deinem spezifischen Geschäftskontext beantworten.

Es ist jedoch bei Weitem nicht die perfekte Lösung für jede Aufgabe. Copilot glänzt zwar bei Datensicherheit und Integration. Aber es fehlt dafür oft die kreative Flexibilität der Konkurrenz. Dieser Überblick erklärt dir, was Copilot ist und wie er funktioniert. Ich analysiere Funktionen, Preise und aktuelle Fähigkeiten. So kannst du entscheiden, ob es das richtige Tool für dein Team ist.

1. Allgemeiner Überblick

Um dieses Tool zu verstehen, musst du zuerst die beworbene Marke von der zugrundeliegenden Technologie trennen. „Microsoft Copilot“ ist letztlich ein Überbegriff für KI-Funktionen in Microsoft 365, Windows und Dynamics 365.

Hintergrund und Entwicklung

Die Plattform hat sich seit 2023 stark verändert. Sie begann als „Bing Chat“ für Verbraucher und als separates Enterprise-Tool. Später vereinte Microsoft diese unter dem Namen „Copilot“.

Der aktuellste Wandel geht hin zu „Agentic AI“. Die Idee dahinter: Frühe Versionen waren passiv und warteten auf Eingaben. Neue Funktionen erlauben „Agents“, Aufgaben autonom zu erledigen. Ein Agent kann zum Beispiel einen Posteingang überwachen. Oder er verarbeitet Dateien im Hintergrund, ohne ständige Aufsicht und Anleitung zu benötigen. Das jedenfalls ist das angestrebte Ideal.

Wie es funktioniert

Copilot unterscheidet sich von Standard-Web-Chatbots, auch wenn die Oberfläche ähnlich aussieht. Er sendet deine Frage nicht einfach an ein Language Model. Stattdessen agiert er als Vermittler zwischen dir, deinen Daten und der KI.

Der Prozess umfasst drei Schritte. Erstens scannt das System deine Anfrage. Wenn du eine „Zusammenfassung des Q3-Berichts“ anforderst, durchsucht es deine internen Dateien über den semantischen Index (den erwähnten Microsoft Graph). So findet es das Dokument. Dieser Prozess heißt „Grounding“. Zweitens sendet es deinen Prompt und die gefundenen Infos an das Language Model. Drittens prüft es die Antwort auf Compliance- und Sicherheitsprotokolle, bevor es sie anzeigt. Diese Architektur soll sicherstellen, dass die KI auf echten Organisationsdaten basiert statt etwa auf erfundenen Fakten.

Marktpositionierung

Die Konkurrenz in diesem Bereich ist groß. Copilot zielt dabei auf eine Nische als sichere Wahl für Firmenumgebungen. Die Tabelle unten zeigt den Vergleich mit den wichtigsten Alternativen:

ToolHauptstärkeData GroundingAm besten für…
Microsoft CopilotÖkosystem-Integration: Direkt zu finden in Word, Excel, Teams.Microsoft Graph: Sicherer Zugriff auf interne Firmen-Dateien.Operative Aufgaben & interne Datenanalyse.
ChatGPTKreative Flexibilität: Besser bei Reasoning und Gesprächsfluss.Datei-Uploads: Gut für isolierte Projektdateien.Brainstorming & kreative Entwürfe.
Google GeminiGoogle Native: Nahtlose Integration mit Docs, Sheets, Gmail.Google Drive: Zugriff für Google-zentrierte Orgs.Teams, die auf Google Workspace laufen.
Anthropic ClaudeNuance & Stil: Natürliches, menschliches Schreiben und Logik.Projektwissen: Großes Context Window für tiefe Analysen.Lange Texte & Coding.

Stärken und Grenzen

Kurz gesagt: Die Hauptstärke ist die Integration. Der Assistent lebt in den Apps, die du wahrscheinlich bereits täglich nutzt. Er hält sich zudem an „Enterprise Data Protection“ Standards. Deine Daten werden also nie zum Training öffentlicher Modelle genutzt.

Es gibt jedoch Nachteile. Rezensionen und Testberichte beschreiben den Output bisweilen als steif. Du musst deshalb oft detaillierte Anweisungen geben, um natürlich klingende Texte zu erhalten. Fortgeschrittene Funktionen können zudem offenbar eine steile Lernkurve haben.

2. Kernfunktionen

Content Intelligence & Erstellung (Word/Outlook)

Copilot soll dein ständig verfügbarer Copywriter in Word und Outlook sein und das „Leere-Blatt-Syndrom“ beseitigen. Sein Hauptwert ist die „Draft with Copilot“ Funktion. Damit kannst du direkt auf existierende Dateien verweisen. Als Marketer kannst du dem Tool beispielsweise sagen: „Entwirf einen 500-Wörter-Blogpost über unseren neuen Feature-Launch und nutze ‚Technische_Spezifikationen.docx‘ für Genauigkeit.“ Dadurch basiert der Output auf eurem Firmenwissen.

Neben dem ersten Entwurf gibt es „Content Rewrite“ Fähigkeiten. Du kannst Text markieren und den Ton ändern: etwa einen Absatz von „formell“ zu „abenteuerlustig“. Dies wird durch Official Brand Kits unterstützt (eingeführt Ende 2025). Brand Manager können spezifische Profile für den Tone of Voice hochladen (z.B. „Witzig, professionell, prägnant“). Die KI stellt sicher, dass Inhalte diesen Standards folgen. Das verhindert den generischen „Roboter-Akzent“ automatisierter Texte.

Datensynthese & Analyse (Excel)

Die Integration in Excel soll Data Science für Marketer ohne Programmierkenntnisse ermöglichen. Die Funktion basiert auf „Conversational Data Analysis“. Du gibst also Prompts in natürlicher Sprache ein. Frage zum Beispiel nach einer Korrelation zwischen Ad Spend und Lead Velocity.

Eine wichtige Ergänzung ist „Python in Excel.“ Die Anwendung führt damit fortgeschrittene statistische Analysen durch. Sie erstellt Visualisierungen, indem sie im Hintergrund Python-Code schreibt. Du kannst etwa eine Analyse von Verkaufsdaten anfordern, um Top-Kanäle zu finden. Das Tool berechnet Ergebnisse und markiert Ausreißer, die du manuell vielleicht übersehen hättest.

Visuelle Kreativität (PowerPoint/Designer)

Die Integration mit Microsoft Designer und KI-Bildgenerierung erleichtert visuelle Content-Erstellung. Marketer können einzigartige Bilder direkt im Chat-Interface erstellen. Beschreibe sie einfach in natürlicher Sprache. Fordere etwa eine futuristische Arbeitsplatz-Illustration für ein Slide Deck an.

In PowerPoint liegt der Fokus auf dem schnelleren Erstellen von Präsentationen. Eine Hauptfunktion ist die Umwandlung schriftlicher Dokumente (wie Whitepaper) in komplette Slide Decks. Du kannst den Assistenten zum Beispiel anweisen, eine Präsentation auf Basis einer Word-Datei zu erstellen und ein Firmen-Template anzuwenden. Das beschleunigt die Phase bis zum ersten Entwurf. Die Ergebnisse brauchen aber oft noch menschlichen Feinschliff.

Workflow-Automatisierung (Teams & Outlook)

Copilot kann außerdem als administrativer Assistent für den internen Informationsfluss agieren. In Teams ist „Intelligent Recap“ die wichtigste Fähigkeit: Dieses Tool erstellt Zusammenfassungen von Video-Calls, listet Entscheidungen auf und weist Todos zu. Wer ein Meeting verpasst hat, kann so die wesentlichen Punkte nachlesen, ohne die gesamte Aufzeichnung ansehen zu müssen. Beim UPLOAD Magazin findest du übrigens einen Marktüberblick zu solchen KI-Tools für Meetings von mir.

Diese Logik gilt auch für Outlook beim E-Mail-Management. Das System scannt lange Threads und soll die Absicht des Absenders erkennen. Es unterscheidet dann beispielsweise zwischen Status-Updates und dringenden Anfragen. Diese Funktion hilft dir, Antworten zu priorisieren und offene Aufgaben zu tracken.

3. Das „Prompt-Kochbuch“

Für nützlichen Output darfst du mit Copilot nicht wie mit einer Suchmaschine sprechen. Microsoft empfiehlt offiziell das „Goal + Context + Source + Expectations“ Framework.

KomponenteZweckBeispiel
Goal (Ziel)Was willst du?„Entwirf eine Kaltakquise-E-Mail…“
Context (Kontext)Für wen ist es?„…gerichtet an CTOs mittelgroßer Fintech-Firmen…“
Source (Quelle)Welche Daten nutzen?„…nutze die Value Propositions aus der ‚Fintech_Case_Study.pdf’…“
Expectations (Erwartungen)Ton/Format/Länge?„…halt es unter 150 Wörtern, nutze einen professionellen Ton und ende mit einem Call-to-Action für eine Demo.“

Quelle: Informationen zu Copilot-Eingabeaufforderungen – Microsoft Support

4. Zusätzliche Funktionen

Copilot Studio & Custom Agents

Copilot Studio dient als Low-Code-Plattform zum Bau eigener KI-„Agents“. Anders als das Standard-Interface (ein allgemeiner Assistent) sind diese Agents für spezifische Aufgaben und begrenzte Datenquellen gedacht. Eine Firma könnte einen „Krisenkommunikations-Agent“ bauen. Dieser bezieht sich allein auf die offiziellen Richtlinien. Das stellt sicher, dass Antworten strikt genehmigten Protokollen folgen.

Die Plattform unterstützt auch „agentic“ Workflows durch Power Automate Integration. Die KI kann also Aktionen ausführen, statt nur Text zu generieren. Eine praktische Anwendung wäre ein „Lead-Qualifizierungs-Agent“. Er kann Formulareingänge auf der Website überwachen. Werden Kriterien erfüllt, aktualisiert er einen CRM-Eintrag und benachrichtigt das Sales-Team. Eine passive Anfrage wird so zum aktiven Workflow.

Dynamics 365 Integration

Für Marketer, die Microsofts CRM nutzen, gibt es spezielle Features in Dynamics 365. „Query Assist“ erlaubt zum Beispiel Kundensegmentierung mit natürlicher Sprache statt SQL. Du kannst darüber etwa eine Liste von Kontakten anfordern, die ein Webinar besucht, aber aktuelle E-Mails nicht geöffnet haben. Das System generiert die passende Datenbankabfrage für dich. Zudem hilft es bei der „Journey Creation“: Es visualisiert Marketing-Workflows basierend auf Textbeschreibungen und setzt automatisch Trigger für Nurture-Kampagnen.

5. Preise und Zugang

Abo-Stufen und Kosten

Im November 2025 hat Microsoft sein Preismodell vereinfacht. Der Copilot Free Tier ist für private Verbraucher gedacht. Er bietet Websuche-basierte Antworten und einfache Bildgenerierung, aber keinen Zugriff auf private Dateien. Copilot Pro zielt auf Freelancer und Solopreneure (ca. 20 $/Monat). Es integriert die KI in persönliche Apps mit Prioritätszugriff auf neueste Modelle wie GPT-5. Die Verbindung zu Corporate Security Graphs fehlt jedoch.

Für Organisationen sind Copilot Business und Copilot Enterprise die Hauptoptionen (21–30 $/User/Monat). Diese Stufen beinhalten „Graph Grounding“ für sicheren Zugriff auf interne Daten und die erwähnte Enterprise Data Protection (EDP).

Versteckte Kosten und Voraussetzungen

Käufer müssen beachten: Copilot ist ein Add-on-Produkt. Ein Unternehmen kann es nicht isoliert kaufen. Es erfordert eine qualifizierende Basislizenz, wie Microsoft 365 Business Standard. Die Gesamtkosten sind die Summe aus Basislizenz plus Abonnement.

Ein weiterer Punkt ist der Bau von Custom Agents. Interne Nutzung ist meist durch die Seat-Lizenz abgedeckt. Nach außen gerichtete Agents aus dem Studio verursachen aber oft nutzungsbasierte Kosten via „Copilot Credits“. Das kann Budgets für öffentliche Bots belasten.

Offizielle Preise & Ressourcen:

Fazit

Microsoft Copilot ist eine robuste KI-Implementierung, besonders für operativ klar aufgestellte Unternehmen. Sein Wert liegt nicht im rein kreativen Flair (da hat die Konkurrenz oft die Nase vorn), er liegt in tiefer Integration und Governance. Für Marketing-Teams mit vielen Daten und administrativen Aufgaben verspricht er spürbare Effizienzgewinne.

Der Wandel zu „Agentic AI“ deutet zudem auf eine Zukunft hin, in der Teams autonome Agents managen. Diese erledigen Routinearbeit, damit Menschen sich auf Strategie fokussieren können. Aber wie weise Menschen immer wieder sagen: Kauf keine Roadmap. Anders gesagt: Kauf nie ein Produkt basierend auf versprochenen Features. Entscheide nur basierend auf dem, was heute verfügbar ist.

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